24. Oktober 2023
Das Potential für Fach-Podcasts ist riesig
Isabelle Pryce
Beraterin, IEU Kommunikation AG
CARTE BLANCHE

Hätte er nicht Zimmermann und Holzbautechniker gelernt, wäre er vielleicht Moderator geworden: Seit November 2022 führt Sven Bill mit ausgewählten Gästen aus der Holzbaubranche spannende Gespräche und erreicht damit monatlich rund 2000 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Schweiz und in Deutschland. Nun beantwortet er ein paar Fragen zu seinem Podcast.

Sven Bill, Sie sind Geschäftsführer einer Holzbaufirma. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nebenbei einen Holzbau-Podcast zu lancieren und moderieren?
Wir nahmen für unsere Firma Videos auf.  Der Produzent erzählte mir, dass er neu ein Studio eingerichtet hat, um Podcasts zu produzieren, und wir stellten fest, dass wir beide Podcast-Fans sind. Er hat mich auch auf die Idee gebracht, mit seiner Unterstützung selbst einen Podcast zu machen. Sein Vorschlag hat mich gereizt. Zunächst wollte ich etwas zu Leadership machen, aber da wäre ich einer von Tausenden. Zum Thema Holzbau habe ich hingegen nichts gefunden. Also warum nicht einen Podcast zu einem Thema machen, bei dem ich bestens Bescheid weiss? 

Was möchten Sie mit dem Podcast erreichen?
Mein Ziel ist es, die ZuhörerInnen ein Stück weit zu inspirieren. Ich will Abwechslung bieten und die breite Welt des Holzbaus abbilden, einmal über ein Referenzobjekt reden oder ein neues Produkt, einmal über die Ausbildung, ein anderes Mal über eine Problematik oder ein Führungsthema. Es soll überraschend bleiben. Das kommt bei den Leuten an. Wichtig ist für mich Kontinuität: Alle zwei Wochen eine interessante Folge bieten, das Niveau halten. 

Wie sehen Sie das Potential von Podcasts in Fachthemen, besonders in der Baubranche? 
Das Potential ist riesig. Ich habe ganz viele Ideen, aber zu wenig Zeit, um alles umzusetzen. Ich denke, man könnte einen Podcast zumindest semiprofessionell betreiben und damit etwas verdienen. Ich mache den Podcast als Hobby und habe es geschafft, kostendeckend zu produzieren, eine Werbeplattform zu sein und eine gewisse Reichweite zu haben. Ich könnte mehr machen, bleibe jedoch bewusst im Zweiwochenrhythmus. Ich denke, das ist auch für das Publikum genug. Für einen Fach-Podcast ist es sicher von Vorteil, dass ich mit meinen Gästen auf Augenhöhe reden kann und Fragen stelle, an die ein Laie nicht denken würde.

Was macht Ihnen am meisten Spass beim Podcasten? Was ist die grösste Herausforderung?
Spass macht mir das ganze Studiosetting mit den Aufnahmen – ich habe früher mit dem Gedanken gespielt, Radiomoderator zu werden. Grundsätzlich mache ich das, weil es mich selbst interessiert. Inhaltlich sind die Themen spannend. Ich habe die Narrenfreiheit, auszusuchen, was mir gefällt. Wenn ich zum Beispiel einen interessanten Post auf LinkedIn sehe, dann frage ich einfach an. So kann ich auch in für mich neue Themen hineinschauen, und mit Menschen diskutieren, denen ich sonst nicht begegnen würde. Ich lerne gerne neue Leute kennen. Die Herausforderung ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Koordination, Recherche und Vorbereitung brauchen Zeit. Der Zeitfaktor ist das Hauptproblem. Meine Zeit, nicht die von den Gästen. Die kommen gerne ins Studio, da bin ich positiv überrascht, wie sie sich einfach die Zeit dafür nehmen.

Sie haben nun über 40 Folgen produziert. Welches Gespräch haben Sie in besonderer Erinnerung?
Oh, da hat es einige tolle Gespräche gegeben. Aber wenn ich zwei herauspicken müsste, wären das die mit Pirmin Jung und Sepp Schnyder.  Pirmin Jung von der Pirmin Jung AG habe ich eingeladen, um über ein Referenzobjekt zu reden. Gegen Ende des Gesprächs habe ich ihn noch zu seiner Firma befragt. Dabei hat mich beeindruckt, wie herzlich und menschlich er unterwegs ist. Das hatte ich vorher nicht so wahrgenommen. Ich dachte, “wow, da sitzt einer, der das mit Herzblut macht und seine Leute extrem schätzt.”
Die andere Begegnung war mit Sepp Schnyder von der Holzpur AG zum Thema Accoya. Er wurde mir als Gesprächspartner empfohlen. Bei ihm hatte ich vorher die Befürchtung, dass ich die halbe Stunde nicht füllen kann, weil ich zu wenig Fragen hatte. Schlussendlich musste ich abklemmen: Er hatte so viel Spannendes zu sagen, ein immenses Know-how und hat mit Leidenschaft erzählt. 
Das ist, was mich an meinen Gästen am meisten begeistert: Diese Leidenschaft für das, was sie machen. Und wenn sie es auch noch gerne und gut erzählen, ist es perfekt. Am Ende mache ich ihnen mit dem Podcast eine Freude. Sie sehen es nicht als Aufgabe. 

Die Gesprächspartner reagieren also positiv. Wie ist es mit den ZuhörerInnen?
Aus meiner Sicht erhalte ich viel zu wenig Feedback. Ich hätte gern mehr, auch kritische Rückmeldungen. Bei beruflichen Kontakten höre ich zwar immer wieder, dass jemand meinen Podcast hört. Aber bewusste Reaktionen und konkretes Feedback auf eine Folge bekomme ich leider selten. Auch wenn ich jedes Mal dazu auffordere. Mal schauen, wie sich das entwickelt. 

Sven Bill ist Geschäftsführer von TS3 Timber Structure 3.0, die mit ihrer Technologie Grossbauten und aussergewöhnliche Bauten aus Holz ermöglicht. Er ist gelernter Zimmermann mit einer Weiterbildung zum Holzbautechniker, seit mehreren Jahren übernimmt er Führungspositionen innerhalb der Brache. Alle Informationen und alle Folgen des Holzbau-Podcast finden Sie hier

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