17. Dezember 2024
Bei dieser Firma scharren Hühner auf dem Dach
Viviana Mannina
Praktikantin
PERSPEKTIVE

Hansueli Kobel ist ein Schweizer Unternehmer und Landschaftsgärtner, der 1991 die Kobel Gartengestaltung AG gegründet hat. Was ihn besonders auszeichnet, ist sein soziales Engagement. Er startete seine Firma mit der Idee, ehemals drogenabhängigen Menschen aus der Zürcher Platzspitz-Szene neue Perspektiven zu bieten. Aus diesen Anfängen hat sich ein erfolgreiches Unternehmen entwickelt, das sich auf kreative und qualitativ hochwertige Gartenprojekte spezialisiert hat. Wir hatten die Gelegenheit, mit Hansueli Kobel, ein spannendes Interview zu führen.

Die Firma hat ihren Sitz in Bubikon und ist in der Branche für ihren innovativen Ansatz bekannt. Neben Gartenplanung hat Hansueli Kobel auch eine Leidenschaft für den Schutz von Bäumen gezeigt, wobei Nachhaltigkeit in seinem Schaffen ein zentrales Thema ist. Im Gespräch teilte er seine einzigartigen Erfahrungen, die ihn auf seinem Weg im Gartenbau begleitet haben. Kobels Mindset und seine Herangehensweise an soziale Verantwortung und kreative Gartengestaltung bieten nicht nur wertvolle Lektionen für die Branche, sondern auch für alle, die mit Leidenschaft und Vision ihre eigenen Projekte umsetzen möchten.

Interview mit Hansueli Kobel:

Ein Garten auf dem Dach, Hühner, die frei herumlaufen – wie ist es, an so einem besonderen Ort zu arbeiten? Und gibt’s da auch mal frische Eier?

Hansueli Kobel: Es ist ein grossartiger Arbeitsort, der Freude macht und zum Wohlfühlen einlädt. Auf dem Dach bewegen sich unsere irischen Hühner frei herum, kommen gelegentlich ins Büro und legen kleine Eier, die oft gut versteckt sind und erst gefunden werden müssen. Ein 1.10 Meter hoher Zaun schützt die Tiere zuverlässig. Unser Ziel war es, einen Arbeitsplatz zu schaffen, der nicht nur funktional ist, sondern auch gerne besucht wird. Da wir viel Zeit auf der Arbeit verbringen, ist eine inspirierende und angenehme Umgebung von großer Bedeutung. Dieses Konzept konnten wir hier erfolgreich umsetzen.

Wie hat Ihre Karriere Ihre Sicht auf Natur und Gartengestaltung geprägt?

Hansueli Kobel: Mein Bezug zur Natur stammt von meiner Kindheit auf einem  Bauernhof. Ursprünglich hatte ich den Wunsch, Koch zu werden, entschied mich  jedoch stattdessen für eine Ausbildung zum Gärtner mit dem Schwerpunkt auf  Schnittblumen und Topfpflanzen. Schnell merkte ich, dass das nicht meine  Leidenschaft ist. Nach einer längeren Amerikareise und einer Ausbildung zum Jugendsozialarbeiter  arbeitete ich bei der Stiftung Pfarrer Sieber. Dort war ich auf dem Platzspitz für die Betreuung und Begleitung von drogenabhängigen Jugendlichen und die Organisation von Arbeitsplätzen zuständig. Dabei erkannte ich,  wie herausfordernd es ist, Arbeitsplätze zu schaffen, die sowohl klare Strukturen als  auch menschliche Werte vereinen. Diese Erfahrung prägte mich tief und motivierte  mich dazu, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zu Beginn stellte ich vor allem  junge, drogenabhängige Menschen ein. Später kamen auch Gärtner hinzu.  Heute steht unser Betrieb sowohl für innovative Gartengestaltung als auch für soziale  Verantwortung.

Gab es Projekte, die Ihre Arbeit besonders beeinflusst haben?

Hansueli Kobel: 

Unser Auftritt bei der Giardina 2017 war ein Schlüsselmoment. Mit einem verwunschenen Garten, einer Gartenmauer aus 20’000 Büchern, einem alten Bauwagen und etlichen alten geretteten Bäumen haben wir grosse Aufmerksamkeit erregt, wir wagten unseren ersten großen Auftritt – und wurden mit dem Giardina Gold Award belohnt. Diese Erfahrung gab uns das  Selbstvertrauen, uns auch in den Folgejahren erneut zu präsentieren, und wir haben  mehrfach gewonnen. Die Vorbereitung und Umsetzung solcher Projekte hat uns  wertvolle Lektionen beschert: Wir haben unsere Arbeitsweise optimiert, unseren Stil  verfeinert und viel dazugelernt. Die Erfolge ermutigten uns, neue Herausforderungen  anzunehmen und uns stetig neuen Zielen zu widmen. Unterstützt durch sorgfältige  Planung, harte Arbeit und ein engagiertes Team, wurde uns klar, wie essentiell Mut  und Selbstvertrauen sind, um als Unternehmen zu wachsen.

Wie vereinen Sie Kundenwünsche mit Ihrer kreativen Vision?

Hansueli Kobel: Unser Ziel ist es, die Wünsche unserer Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und mit unserer Expertise zu bereichern. Dafür starten wir jede Planung mit intensiven Gesprächen und offenen Fragen, um die individuellen Bedürfnisse und die Umgebung genau zu verstehen. Da viele Kunden oft keine genaue Vorstellung davon haben, was sie sich wünschen, erarbeiten wir gemeinsam mit ihnen eine klare Vision. Hierfür verwenden wir Beispielbilder, die den gewünschten Stil und die angestrebte Atmosphäre verdeutlichen. Das Ergebnis sind Gärten, die nicht nur funktional, sondern auch emotional ansprechend sind. Das schönste Lob erhalten wir, wenn Kunden sagen, dass das Endergebnis ihre Erwartungen übertrifft. Unsere Arbeit basiert darauf, die inneren Bilder unserer Kunden zu erfassen und mit unserer Handschrift zu verfeinern. Im Laufe der Zeit haben wir eine unverwechselbare Stilrichtung entwickelt, die gezielt von Kunden gesucht wird, die Wert auf hochwertige und individuelle Gartengestaltung legen.

Wie setzen Sie Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit um?

Hansueli Kobel: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, das wir in vielen Bereichen umsetzen. Wir hinterfragen Maschineneinsatz, Materialwahl und unsere Ressourcenplanung. So achten wir beispielsweise bei der Pflanzenwahl auf Arten, die sich an geänderte klimatische Bedingungen wie Trockenheit oder Starkregen anpassen können. Grüne Abfälle kompostieren wir selbst, um daraus hochwertigen Humus zu erzeugen, und planen, bald Komposttee einzusetzen, um Pflanzen gezielter zu stärken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Bodenschutz: Wie können wir die Bodenqualität während der Bauarbeiten erhalten und anschliessend aufwerten? Auch unser Fuhrpark ist ein Punkt, den wir nachhaltiger gestalten wollen. Letztlich geht es darum, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, ohne dabei an Qualität einzubüssen. Perfekte Lösungen gibt es selten, aber wir arbeiten stetig daran, uns zu verbessern, bewusster zu handeln und langfristig zu denken.

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